Die Schweiz belegt weltweit Platz 8 im NECI des GEM

Vor der Pandemie im Jahr 2019 lag die Schweiz mit einem Wert von 6,1 an der Spitze der damals neuen Rangliste der Rahmenbedingungen für Unternehmen. Während der Pandemie verschlechterte sich dieser Wert auf 5,4 (10. Platz) im Jahr 2020 und auf 5,5 im Jahr 2021 (9. Platz). Letztes Jahr erholte sich der Gesamtwert für die Schweiz nur geringfügig auf 5,8, was Rang 8 unter den 51 GEM-Volkswirtschaften bedeutete. Dass die Schweiz sich nicht wieder weiter vorne in der Rangliste befindet, ist auf die Verbesserung des unternehmerischen Umfelds in den anderen Volkswirtschaften zurückzuführen.

Der unternehmerische Kontext analysiert nach 13 Merkmalen

Wie im heute veröffentlichten Bericht dargelegt wird, analysiert der GEM das unternehmerische Umfeld einer Volkswirtschaft anhand der folgenden 13 Rahmenbedingungen, die als Entrepreneurship Framework Conditions (EFCs) bezeichnet werden:

1. Unternehmensfinanzierung: Es gibt genügend Mittel für Neugründungen.
2. Zugang zu Unternehmensfinanzierung: Die Mittel sind leicht zugänglich.
3. Regierungspolitik - Unterstützung und Relevanz: Die Politik fördert und unterstützt Neugründungen.
4. Regierungspolitik - Steuern und Bürokratie: Neue Unternehmen werden nicht übermässig belastet.
5. Staatliche Programme zur Förderung des Unternehmertums: Qualitativ hochwertige Förderprogramme sind allgemein verfügbar.
6. Vermittlung unternehmerischer Konzepte in der Schule: Schulen führen unternehmerische Ideen ein.
7. Vermittlung unternehmerischer Konzepte nach der Schule: Hochschulen bieten Kurse zur Unternehmensgründung an.
8. Forschungs- und Entwicklungstransfer: Forschung fliesst leicht in neue Unternehmen ein.
9. Gewerbliche und professionelle Infrastruktur: Hochwertige Dienstleistungen sind verfügbar und erschwinglich.
10. Zugangsschwellen - Marktdynamik: Die wachsenden Märkte sind frei und offen.

Zugangsschwellen - Hürden und Vorschriften: Vorschriften behindern den Markteintritt nicht, sondern fördern ihn.

11. Physische Infrastruktur: Eine Infrastruktur von guter Qualität ist vorhanden und erschwinglich.
12. Soziale und kulturelle Normen: Diese fördern und würdigen das Unternehmertum.

Der NECI-Index beruht auf der Bewertung dieser Rahmenbedingungen für jede der 51 am GEM teilnehmenden Volkswirtschaften. Mindestens 36 Experten (oft auch mehr) werden von den Landesverbänden des GEM aufgrund ihres Fachwissens ausgewählt und zugelassen, um die Rahmenbedingungen zu bewerten und Punktzahlen zu vergeben. In allen Volkswirtschaften werden die gleichen Fragen zu den Rahmenbedingungen gestellt, was einen länderübergreifenden Vergleich zulässt.

Problematische und inkonsistente Rahmenbedingungen

Im Zeitraum zwischen 2021 und 2022 konnte die Schweiz ihre Punktzahl in neun Bereichen verbessern, wobei im Bereich der Vermittlung unternehmerischer Konzepte nach der Schule der stärkste Sprung gelang. Doch trotz einer guten Bewertung von 6,5 nach der COVID-Pandemie, die zwar genügt und wie erwähnt zum 10. Rang reichte, leidet die Gesamtbewertung der Schweiz aufgrund schlechter Werte für die beiden Bereiche Vermittlung unternehmerischer Konzepte in der Schule und Zugangsschwellen – Marktdynamik. Bei Letzterem belegt die Schweiz nur Platz 45, was im krassen Gegensatz dazu steht, dass sie sich in Bezug auf zehn andere Rahmenbedingungen unter den zehn erfolgreichsten Volkswirtschaften befindet.

"In einer Volkswirtschaft, in der sechs Rahmenbedingungen 6 oder mehr Punkte erreichten, ist es sowohl problematisch wie auch inkonsistent, dass Zugangsschwellen – Marktdynamik mit 3.8 und Vermittlung unternehmerischer Konzepte in der Schule mit 3.6 bewertet werden mussten", sagt Rico Baldegger, Direktor der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR), Professor für Strategie, Innovation und Unternehmertum und Leiter des GEM Länderteams Schweiz.

Der NECI : ein nützliches strategisches Instrument

"Die EFCs sind das Ergebnis von mehr als zwei Jahrzehnten Forschung, Erfahrung und Wissen des GEM", sagt Aileen Ionescu-Somers, geschäftsführende Direktorin des GEM. "Der Entwicklungsstand der EFCs kann Neugründungen und anschliessendes Wachstum und Entwicklung beflügeln oder einschränken, wobei dieser Entwicklungsstand der EFCs direkt von der Regierungspolitik beeinflusst wird. Für politische Entscheidungsträger, deren Ziel es ist, ein robustes Ökosystem für das Unternehmertum aufzubauen und Unternehmer zu stärken, ist deshalb der vom GEM erstellte NECI ein nützliches strategisches Instrument."

Was ist der GEM ?

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist ein Konsortium von Länderteams, die mit führenden akademischen Einrichtungen ihrer Länder assoziiert sind. Der GEM führt weltweit umfragebasierte Untersuchungen zum Unternehmertum durch, wobei sein Ansatz, Daten zum Unternehmertum direkt von einzelnen Unternehmern zu erheben, einzigartig ist. GEM erhebt mit dem Adult Population Survey (APS) die Eigenschaften, Motivationen und Ambitionen von Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründern und erfasst gesellschaftliche Haltungen gegenüber dem Unternehmertum. Weiterhin befasst sich der National Expert Survey (NES) mit dem nationalen Kontext, in dem Unternehmen gegründet werden.

In Zahlen ausgedrückt steht GEM für

• Datenerhebung seit 24 Jahren,
• mehr als 3'600’000 Befragungen seit 1999 im Rahmen der GEM Adult Population Survey,
• 173’000+ Befragte im Adult Population Survey des Jahres 2022,
• 2’000+ Interviews mit Experten im Rahmen des National Expert Surveys des Jahres 2022,
• 120+ untersuchte Volkswirtschaften seit 1999,
• 370+ Spezialisten in der Unternehmensforschung (Mitglieder der nationalen GEM Teams),
• 300+ akademische Institutionen und Forschungseinrichtungen,
• 200+ Fördereinrichtungen,
• 1’000+ Veröffentlichungen in Fachzeitschriften

GEM wurde 1999 als gemeinsames Projekt des Babson College (USA) und der London Business School (UK) ins Leben gerufen. Seither hat sich das Konsortium zur umfangreichsten Informationsquelle zum Thema Unternehmertum entwickelt und veröffentlicht jedes Jahr eine Reihe von globalen, nationalen und themenspezifischen Berichten. www.gemconsortium.org