12. Nov. 2024
Für Interface, die Zeitung der Fédération Patronale et Economique (private und unabhängige Arbeitgeberorganisation) gab Pascal Wild ein Interview. Hier finden Sie einen Auszug sowie den Link zum vollständigen Artikel.
Seit dem 1. Juli 2024 ist Pascal Wild der neue Direktor der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR). Mit Interface sprach er über die Verankerung der Hochschule in der Praxis ebenso wie über die zahlreichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit für Unternehmen mit der Institution.
Die HSW-FR pflegt enge Beziehungen zu den regionalen Unternehmen. Inwiefern ist für diese eine Zusammenarbeit mit Ihrer Schule interessant?
Zunächst einmal ist da der menschliche Aspekt. Bei uns stehen drei Viertel der Studierenden bereits im Berufsleben. Diese Quote ist eine der höchsten in der Schweiz. In diesem Jahr haben mehr als 150 Studierende eine Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen abgeschlossen. Eines unserer Ziele ist, Mitarbeitende für Unternehmen in der Region auszubilden, indem wir ihnen im interdisziplinären Studiengang das nötige Wissen vermitteln. Ausserdem existiert der mandats- und forschungsbezogene Aspekt. Ein Unternehmen kann mit einem spezifischen Bedarf an uns herantreten. Im Rahmen eines Mandats oder – bei einer engeren Zusammenarbeit – im Rahmen eines Forschungsprojekts arbeiten wir gemeinsam an diesem.
Wie können wir uns eine Zusammenarbeit, z. B. bei einem Forschungsprojekt, vorstellen?
Die Unternehmen kommen mit sehr unterschiedlichen Anfragen. Fachübergreifende Projekte werden immer häufiger. Wir sind keine Consulting-Firma. Unsere Aufgabe besteht in der gründlichen Forschung auf der Grundlage zuverlässiger Daten und wir gehen bis zur Empfehlungsformulierung. Ein grosses Projekt bei uns ist z. B. mit dem Beobachten des Wohnungswesens verbunden. Wir arbeiten eng mit den kantonalen Immobilienverwaltungen zusammen, um möglichst viele Wohnungsdaten zu sammeln und zu verarbeiten.
Was ist eine der aktuellen Herausforderungen der HSW-FR?
Seit etwa fünf Jahren haben wir weniger Studierende, vor allem aus der Deutschschweiz. So konnten wir zum Beispiel in diesem Jahr keine deutschsprachige Klasse eröffnen. Während die Westschweizer an einem zweisprachigen Studium interessiert sind, wählen die Deutschschweizer eher Bern oder Zürich als Studienorte. Die sprachliche Mischung in den Klassen ist für unsere Studierenden, insbesondere in einem zweisprachigen Kanton, wichtig. Wir spüren, dass sich die Studierenden aus der Romandie mit denen aus dem deutschsprachigen Raum austauschen möchten. Daher ist für uns und für die Aufrechterhaltung der Zweisprachigkeit wesentlich, unser Angebot auf dem deutschsprachigen Markt besser bekannt zu machen.
Wie passen Sie Ihre Lehrpläne an, um neue Technologien wie die künstliche Intelligenz einzubeziehen?
Als eines der wichtigen Gebiete muss unser Lehrpersonal auch hier stets auf dem Laufenden sein. Es ist jedoch kein Thema, das mich abschreckt. Neue Technologien verändern die Dynamik, was aber nicht zwangsläufig zu negativen Folgen führt. Wie bei allen Tools ist es wichtig, die Grundlagen zu lernen und ihnen aufmerksam zu folgen. Derzeit nehmen mehrere Lehrende an Schulungen, wie die KI in unsere Kurse integriert werden kann, teil. Wir haben die Absicht, sie zu integrieren, allerdings nur unter strengen Regeln. Die Studierenden müssen verstehen, dass Wissen nicht ausgelagert werden kann. Bei der KI handelt es sich um ein neues Tool wie es einst der Taschenrechner war – aber Grundkenntnisse bleiben weiterhin wesentlich. Unsere Aufgabe ist, die kognitive Flexibilität und den Wissensdurst der Studierenden anzuregen.
Was erwarten Sie von Unternehmen?
Sie sollten nicht zögern, ihre Teilzeitbeschäftigten oder Praktikanten für eine Schulung zu uns zu schicken. Wir bieten auch Kurse für Unternehmensleiter an, die sich bei uns weiterbilden möchten. Unternehmen können auch auf sich aufmerksam machen, indem sie sich in einem Kurs zu einem bestimmten Thema äussern oder uns für verschiedene Projektarten beauftragen. Wir sind, unabhängig von der Branche, sehr an kleinen und mittleren Unternehmen interessiert und möchten ihnen die Möglichkeit bieten, für unsere Studierenden sichtbar zu werden.
Die HSW-FR ist dafür bekannt, dass sie eine ausgezeichnete duale Ausbildung anbietet. Was steckt dahinter?
Unser Lehrpersonal ist praktisch veranlagt und in der Praxis tätig, sei es in Unternehmen oder in einem unserer vier Forschungsinstitute. Dadurch erhält die HSW-FR Einblick in die aktuellen Bedürfnisse und Problematiken der Unternehmenswelt, die zu interessanten Kooperationen führen können.
Die HSW-FR hat soeben die Akkreditierung «Association to Advance Collegiate School of Business» erhalten. Was bringt diese Zertifizierung Ihrer Schule?
Unter anderem bietet uns die neue Zertifizierung mehr Möglichkeiten im internationalen Austausch. Sie öffnet uns Türen zu anderen ausländischen Institutionen. Studierende der HSW-FR haben beispielsweise so mehr Optionen, ein Semester im Ausland zu absolvieren oder dort ihr Studium fortzusetzen. Ausserdem ist es eine Gelegenheit für unsere Schule, bestimmte in ihrem Bereich führende Referenten aus dem Ausland anzuziehen.